Ratgeber Hypertonie
Informationen für Betroffene und AngehörigeHypertonie bleibt in der Regel lang unbemerkt, bevor der Arzt im Rahmen einer Routineuntersuchung den Blutdruck misst und erhöhte Blutdruckwerte feststellt. Sollten weder der Kaffee kurz vor dem Arztbesuch noch das sogenannte Weißkittelsyndrom (Angst vor dem Arzt) Ursache für den hohen Blutdruck sein, behält er die Entwicklung des Blutdrucks über einen Zeitraum von mindestens 48 Stunden im Blick. Sollten sich die hohen Werte auch nach mehrmaligen Messungen – sowohl beim Arzt als auch in der heimischen Umgebung des Patienten – manifestieren, schließen sich umfassende Untersuchungen an, um Art und Schweregrad der Hypertonie festzustellen und eine entsprechende Therapie einleiten zu können.
Diagnose von Hypertonie
Je früher man der Hypertonie auf die Spur kommt, umso effektiver kann diese Zivilisationskrankheit therapiert werden. Je nach Höhe der Blutdruckwerte wird Hypertonie in drei Schweregrade eingeteilt: Grad 1 (mild) 140-159/90-99 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule), Grad 2 (mittel) 160-179/100-109 mmHg und Grad 3(schwer) >180/110 mmHg. Die Norm liegt bei 120/80 mmHg.
Diagnose von Hypertonie: Festgeschriebenes Programm
Besteht der Verdacht auf Bluthochdruck führt der Arzt ein festgeschriebenes Programm zur Diagnose von Hypertonie durch. Verdichten sich die Indizien für Sekundäre Hypertonie oder Bluthochdruck-Folgekrankheiten schließen sich weitere spezielle Untersuchungen an.
Das Programm zur Diagnose von Hypertonie beginnt mit der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Im Rahmen der Anamnese wird unter anderem geklärt, ob es Fälle von Hypertonie oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Familie gibt. Darüber hinaus wird der Patient zur Medikamenteneinnahme befragt, um diese als Ursache für die Entstehung der Hypertonie auszuschließen.
Diagnose von Hypertonie: Übergewicht im Fokus
In einem zweiten Schritt zur Diagnose von Hypertonie steht eine ausführliche körperliche Untersuchung inklusive mehrmaliger Blutdruckmessungen auf dem Programm. Neben dem Herzen und den Gefäßen werden im Rahmen der Diagnose von Hypertonie Körpergröße, Gewicht und Bauchumfang untersucht.
Diagnose von Hypertonie: Untersuchung von Blut und Urin
Im Verlauf der Diagnose von Hypertonie werden außerdem labormedizinische Untersuchungen des Blutes und des Urins durchgeführt. Diese Untersuchungen beinhalten die Bestimmung der Blutfette – Cholesterin und Triglyzeride (Neutralfette) – und des Blutzuckers, um Diabetes mellitus sowie Arteriosklerose als Ursache der Hypertonie auszuschließen. Des Weiteren gibt eine Urinuntersuchung über die Höhe der Proteinausscheidung im Harn Aufschluss – ein mögliches Indiz für eine Nierenfunktionsstörung.
Daneben beinhalten die Analysen zur Diagnose von Hypertonie ein Blutbild sowie die Bestimmung von Blutsalzen wie Natrium und Kalium, der Harnsäure, des Stoffwechselprodukts Kreatinin (möglicher Hinweis auf eingeschränkte Nierenfunktion), des Leberwertes Gamma-GT (Gamma-Glutamyl-Transferase) sowie von Thyreotropin, einem Hormon der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) als Indikator für eine Schilddrüsenfunktionsstörung.
Diagnose von Hypertonie: Elektrokardiogramm (EKG)
In einem nächsten Schritt zur Diagnose von Hypertonie wird ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Die Herzstromkurve gibt Aufschluss über den Herzrhythmus und mögliche Herzmuskelschäden (z. B. Verdickung) als Folge der Hypertonie.
Diagnose von Hypertonie: Langzeitblutdruckmessung
Eine Langzeitblutdruckmessung (ABDM = ambulantes Blutdruck-Monitoring) ermittelt in einem regelmäßigen Rhythmus die Blutdruckwerte zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die aufgezeichneten Daten informieren über die Schwere des Bluthochdrucks und mögliche Schwankungen.
Diagnose von Hypertonie: Belastungs-EKG
Weitere Untersuchungen beinhalten – je nach Höhe des Blutdrucks – ein Belastungs-EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens einschließlich Farbdopplersonografie und gegebenenfalls eine Ultraschalluntersuchung der Hals- und Beingefäße.
Andrea Kristian
Eine Möglichkeit der Therapie von Primärer Hypertonie ist laut Deutscher Hochdruckliga eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Bedeutet dies auch für viele Betroffene eine Änderung ihres gewohnten Lebensstils, so zahlen sich Disziplin und der Verzicht auf zu üppige Mahlzeiten, Alkohol und Nikotin mittelfristig auf jeden Fall aus. Denn durch eine gesunde Lebensweise kann eine leichte Hypertonie oft schon ohne die Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten auf Werte unter 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) sinken. Betroffene einer schwereren Form der Hypertonie können durch eine gesündere Lebensweise erreichen, dass sich ihre Blutdruckwerte in Kombination mit Antihypertensiva dauerhaft stabilisieren.
Wie eine Studie des Robert Koch-Instituts belegt, leidet annähernd jeder zweite Bundesbürger an Hypertonie – teilweise ohne das Geringste davon zu bemerken. Nur die Wenigstens nehmen die Warnzeichen ihres Körpers wahr und wagen den Gang zum Arzt. Bereitet hoher Blutdruck auch in der Anfangsphase kaum Beschwerden, so sind mittelfristig zahlreiche gesundheitliche Probleme wie z. B. Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), Herzinfarkt und Schlaganfall vorprogrammiert – sollte er unbehandelt bleiben. Dabei reichen oftmals wenige Maßnahmen aus, um Hypertonie vorzubeugen, den Blutdruck zu regulieren und kardiovaskuläre Erkrankungen zu vermeiden.
Weltweit sterben pro Jahr rund 9,4 Millionen Menschen an den Folgen von Hypertonie. Für Mediziner ein deutliches Warnsignal, denn auch Kinder bleiben heutzutage nicht von Hypertonie verschont. Sind die Ursachen für die Entstehung der Hypertonie auch noch nicht bis ins letzte Detail erforscht, so gilt jedoch als weitgehend geklärt, welche Umstände die Entstehung von Hypertonie begünstigen. Im Wesentlichen sind Erbanlagen und persönlicher Lebensstil für die Entstehung von Hypertonie verantwortlich. Hier sind vor allem vier Faktoren ausschlaggebend: Zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Stress. Dies bedeutet: Je höher der Blutdruck, umso höher das Risiko von Folgeerkrankungen.